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Fritz Theilmann wurde am 28. 12. 1902 in Karlsruhe geboren. Seine
Eltern stammten aus dem Kraichgau-Flecken Kieselbronn,
sein Großvater war Kabinettmeister in der Pforzheimer
Schmuckindustrie. Er selbst wollte zunächst Architekt
werden, wechselte aber 1921 aus einem Karlsruher
Baubüro zum Bildhauerstudium an die Akademie. Den
Lebensunterhalt verdiente er sich an der Staatlichen
Majolika-Manufaktur. Der erste Versuch einer Reise nach
Indien führte ihn 1923/24 immerhin schon bis Ägypten.
Zurück in Karlsruhe, wurde er Meisterschüler von Prof.
Schreyögg. |
1902 1921 1923/24
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1925-29 begann Theilmann seine berufliche Laufbahn bei
der Kieler Kunstkeramik AG (KKK), einer von Karlsruher
Majolikern geprägten Klinker-Manufaktur, als Bildhauer,
Techniker und Leiter der baukeramischen Abteilung. In
diesen Jahren des heute hochgehandelten Kieler Klinker-
Expressionismus mit Stilzügen des Art déco entstanden
über 50 eigene bau- und freiplastische sowie etliche kleinkeramische
Arbeiten. Aber Indien lockte noch immer. Nach Vagabondagen durch den
Vorderen Orient und Feldforschungen mit Archäologen in
Persien erreichte Theilmann 1930 seine Wunschziele Bombay, Benares, Madura.
Ein Studienjahr in Paris schloss sich an. |
1925 1930
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1932 folgte er einem Ruf an die Staatliche Keramische
Fachschule (später Meisterschule) in Bunzlau.
Der Baukeramiker fand sich in eine Traditionslandschaft der
Gefäßkeramik versetzt. Als erstes suchte er den braunen
Scherben der schlesischen Töpferei mit Mal- und
Glasurtechniken seiner süddeutschen Heimat und einem
markanten Design wieder konkurrenzfähig zu machen; die
Gründung der Arbeitsgemeinschaft Bunzlauer Braunzeug
(1936) war der zweite Schritt. 1936 erhielt Theilmann für sein
bildhauerisches Werk, darunter die Bronzefigur Prometheus in der
Stuttgarter Villa Berg, den Kunstpreis der Stadt Breslau.
Neben der Geschäftsführung des Kunstvereins
Schlesien (1937-42) übernahm der Bunzlauer Professor 1940
noch die Leitung des Landesamtes für Handwerkspflege
und industrielle Formgebung der Provinz Niederschlesien.
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1932 1936
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Die Mitte seines Lebens verbrachte Theilmann in Russland,
seit 1942 als Soldat, 1945-49 als Kriegsgefangener.
Dem Spätheimkehrer wurden die Erlebnisse dieser sieben
Jahre zum dominierenden gestalterischen Thema: Mein
Hauptanliegen, meine Unruhe kreist um die ausgelieferte,
geschundene Kreatur. Ort seiner Heimkehr war Kieselbronn,
wo er früh ein Stück Land erworben hatte und
wo - dem Brotberuf als Schmuckmodelleur in Pforzheim
abgerungen - mit der Zeit die Bildhauer-Werkstatt heran
wuchs. Seit 1959 arbeitete Theilmann als freischaffender
Künstler, der bundesweit öffentliche Räume für die
Gegenständlichkeit seiner Ausdruckshaltung vor allem im
Mahnmal gegen Krieg und Unfreiheit fand. 1961 erhielt er
den Friedlandpreis für die Skulptur Denen, die wehrlos
sterben. |
1942 1949 1959
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Obwohl in besonderem Maße von der künstlerischen
Herausforderung der Bauplastik fasziniert, hat Theilmann
sich die und den unterschiedlichsten Aufgaben gestellt. Ein
gut abgelagertes Stück Eiche oder Birnbaum war ihm noch
stets Anreiz zur Bildfindung, der Metallguss, die Bronze
eine immer neue Gestaltungsverlockung, die feinkeramische
Glasur ein artifizielles Abenteuer. Theilmann
verstand sich auf die Elfenbeinschnitzerei, beherrschte
Kunst und Technik des Gold- und Silberschmieds, hat von
der spröden Schieferplatte bis zum körnigen Diabas alle
möglichen Natursteine bearbeitet, mit Sgraffiti, Mosaiken
oder schmiedeeisernen Gebilden dem Fernblick große
Wandflächen akzentuiert.
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Im 88. Lebensjahr blickte Theilmann zurück auf ein
Gesamtwerk von fast 600 Arbeiten: Auch das schöpferische
Beharren auf dem völlig unproblematischen, wesentlichen
Kern kann zu bestimmten Zeiten eine Provokation sein. |
1991
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